Nobelesse in Skåne: Schloss Kåseholm neu entdeckt

Nach aufwendiger Renovierung öffnet ein Unternehmer-Paar sein Landgut in der schwedischen Provinz für Kunstschaffende, Reisende mit einem Auge für fein kuratierte Antiquitäten und Freunde sternegekrönter Kulinarik.
In turbulenten Zeiten sehnen sich die Menschen vermehrt nach Ruhe, Gemeinschaft und einem Ort, der Gleichgesinnte anzieht. An dem der Hedonismus großgeschrieben und der stressige Alltag für einen Augenblick außer Acht gelassen werden kann. In der südschwedischen Provinz Skåne, genauer gesagt in Österlen, haben die Unternehmer Joakim Silvandersson und Jamie White auf Schloss Kåseholm solch ein Refugium geschaffen.

Etwa eine Autostunde von Kopenhagen entfernt, erstreckt sich das Anwesen auf einer Fläche von 45 Hektar. Die umliegende Landschaft ist sehr malerisch, mit Wäldern, Wiesen und Parkanlagen, die den Charme des Schlosses aus dem Jahr 1650 noch verstärken. Ziegen und Gotlandschafe grasen auf den grünen Weiden, während sich das Geschnatter der einheimischen Enten und Gänse mit dem Gegacker skandinavischer Hühner und afrikanischer Perlhühner in den Gärten mischt. Beinahe zu idyllisch, könnte man als Großstadtpflanze meinen. Und: Eine Legende besagt, dass auf diesem Anwesen auch ein wertvoller Schatz begraben sein soll...




„Kåseholm wurde von Johan Urne erbaut, der es nach seiner Frau Pernille Jørgensdotter Kaas benannte. Zwei Jahrzehnte später ging das Anwesen an seinen Cousin Enevold Fredrik Akeleye über, ein Adliger, Richter und Admiral. Man nimmt an, dass er sein Vermögen irgendwo auf dem Grundstück vergraben hat, ehe er während des Nordischen Krieges (1674–1679) nach Småland floh. Auf dem Heimweg starb er auf mysteriöse Weise, bevor er den Aufenthaltsort seines verborgenen Schatzes preisgeben konnte“, erzählen Joakim und Jamie, die 2017 auf Schloss Kåseholm aufmerksam wurden. „Wir halfen einem Freund bei der Suche nach einem Haus in der Gegend, als wir das historische Anwesen entdeckten. Ich habe schon lange davon geträumt auf einem Landgut zu leben, und als sich die Gelegenheit bot, haben wir es gekauft“, ergänzt Joakim, der in Schweden aufgewachsen ist, aber jahrzehntelang in den USA lebte.

Das Konzept für die Renovierung und Nutzung des Haupthauses mit 28 Zimmern samt diverser Nebengebäude war schnell erstellt. Schließlich handelte es sich nicht um das erste Projekt dieser Art, das das Paar auf die Beine stellte. Bevor sie sich in der schwedischen Idylle niederließen, etablierten sie das 60 Hektar große Öko-Resort „Solliden“ in Nordkalifonien – „eine Art luxuriöse, exzentrische und unterhaltsame Interpretation des Begriffs »Camping«. Zu unseren Kunden zählten neben Risikokapitalgebern und Start-ups aus dem Silicon Valley auch preisgekrönte kalifornische Köche und innovative Künstler aus der San Francisco Bay Area“, erklärt Jamie, der aus Texas stammt und sowohl Jura studierte als auch als Landschaftsarchitekt tätig ist und mit seiner ausgeprägten Passion für Inneneinrichtung die Renovierungsarbeiten auf Kåseholm federführend leitete.

Das Erdgeschoss des U-förmigen Haupthauses besteht aus zwei Küchen und einer Speisekammer, einer Reihe von Salons, je zwei Wohn-und Esszimmern, die sich zum Garten hin öffnen und der „Thott Suite“ – ein kleines Apartment für Selbstverpfleger. Zehn Schlafzimmer samt Bädern, zwei Büros, und ein Weinkeller verteilen sich über weitere Etagen. „Das Haus befand sich in einem schlechten Zustand, als wir es kauften. Glücklicherweise hatte der Vorbesitzer das Dach erneuert, um weitere Schäden zu vermeiden, nachdem der Regen jahrelang vom vierten Stock bis in die zweite Etage tropfte“, sagt Jamie und ergänzt: „Abgesehen vom Einbau sechs einfacher Badezimmer wurden in den letzten Jahrhunderten kaum größere Ausbesserungen vorgenommen.“ Das Positive daran: Der Großteil der ursprünglichen Eichendielen im Fischgrätmuster sowie die exquisiten, teils mit Schnitzereien versehenen Türen, Türrahmen und Innenfensterläden waren erhalten geblieben.

„All diese Details erinnern an eine Zeit, in der menschliche Bedürfnisse über wirtschaftliche Belange gestellt wurden – als die Dinge noch hochwertig und dadurch langlebig, aber auch schön anzusehen waren, gut funktionierten mund sich gut anfühlten“, beschreiben die beiden Ästheten die Werte, die ihnen am Herzen liegen. Eine sorgfältig zusammengestellte Sammlung europäischer, asiatischer und afrikanischer Antiquitäten sowie zeitgenössischer Objekte zeugt von vielen außergewöhnlichen Reisen, die die Gutsbesitzer letztlich an diesen Ort geführt haben. „Da wir nicht alle Möbel und Objekte in diesem sowie in unserem separaten Gästehaus »Gatehouse« unterbringen konnten, haben wir in einem weiteren Gebäude des Anwesens das Northern Exposure Design Center eröffnet – ein Ort, an dem Antiquitäten, Kunst und Design aus Schweden und anderen Ländern, die wir bereist haben, ausgestellt werden.“

Ihre Entscheidung, ihr neues Zuhause für Reisende, Kunstschaffende und Design-Liebhaber zu öffnen, entstand aus der Leidenschaft des Paares für Genuss und die schönen Dinge des Lebens sowie aus dem Bedürfnis nach Gemeinschaft. „Wir haben mit »Silverwhite Collective« auch ein multidisziplinäres Studio mit den Schwerpunkten Kulinarik, Kunst und Design gegründet. Wir möchten an diesem Ort Erlebnisse schaffen, Emotionen erzeugen. Materielles ist vergänglich, aber Erinnerungen bleiben.“

Mittlerweile werden auf dem Anwesen Hochzeiten ausgerichtet und Ausstellungen zu gesellschaftsrelevantenThemen wie Migration, Klimaschutz und gesunde Ernährung organisiert. In der neu eingerichteten „Studio Kitchen“ veranstaltet das Paar exklusive Events, die sich auf lokale Traditionen, den kulturellen Einfluss und den Wandel in der Lebensmittelbranche konzentrieren. „Wir haben bereits während unserer Zeit in den USA mit Carlo Petrini, dem Gründer der internationalen Slow-Food-Bewegung, und der kalifornischen Gastronomin Alice Waters die erste »Slow Food Nation«-Veranstaltung in San Francisco ins Leben gerufen. Hunderte von Pionieren und Vordenkern der Lebensmittelindustrie nahmen daran teil.“ Auf Kåseholm sorgt der renommierte schwedische Sternekoch Daniel Berlin für Gaumenfreuden, sei es im kleinen, exklusiven Rahmen oder für eine Gesellschaft bis 200 Personen. Sein Konzept basiert auf „bodenständigem Luxus“, zelebriert mit saisonalen und lokalen Zutaten. Er ist für seinen innovativen Ansatz der nordischen Küche bekannt und gilt als Meister des Destination Dining. „Viele unserer Gäste reisen von weit her an, nur um in den Genuss seiner Kochkunst zu kommen. Und wir bieten ihnen auf Kåseholm den immersiven Rahmen“, schließt Jamie.